aus: "Sylter Nachtkirche" entnommen.

Das Bild ist von der Künstlerin Regine von Bredow
Das Bild ist von der Künstlerin Regine von Bredow

Ein Gemälde mit Kontrasten:

 

Lichtgelb und schattenblau die Farben. Sie beherrschen das Bild.

In der Mitte dunkle Gestalten, vier in Gemeinschaft, eine geht voraus. Jede trägt auf dem Kopf eine schwere Last. Sie dürfen nicht gebückt gehen, die Frauen, nur aufrecht, sonst können sie die Last nicht tragen. Die Füße der Gestalten haben die gleiche erdende Farbe wie die Last auf den Köpfen.

 

In der gleißenden Sonne sind sie unterwegs, die Frauen - mitten in der Gluthitze des Tages. Man erwartet, dass sie die schweren Arbeiten tun, die Felder bestellen, die Wasserkrüge schleppen, die Holzbündel schultern, die Familien versorgen. Sie stehen dafür, dass alles klappt, der Alltag in Ordnung ist, das Leben funktioniert. Ungefragt erwartet man das von Frauen in südlichen Ländern der Hemisphäre.

 

Wie selbstverständlich schleppen tagtäglich die Frauen die Lasten. Das hat sie innerlich stark gemacht, gefestigt und bodenständig. Von Kind auf wurden sie daraufhin erzogen.

Die Lasten, die die Frauen schleppen, stehen nicht nur für das, was wir sehen; es ist auch ein Bild für ihr Inneres.

 

In unseren Breitengraden tragen Frauen keine Lasten auf dem Kopf, gehen nicht schattenblau, chormantelähnlich, gekleidet. Ihre Sorgen sind eher unsichtbar, versteckt. Und doch sind sie da.

 

„’Ein kleiner Junge wuchs heran, wurde ein Mann und fragte sich immer noch, warum Frauen weinen. Endlich rief er Gott an und fragte: Gott, warum weinen Frauen so leicht?

Gott sagte: „Als ich die Frau machte, musste sie etwas Besonderes sein.

- Ich machte ihre Schultern stark genug, um die Last der Welt zu tragen, doch sanft genug um Trost zu spenden.

- Ich gab ihr eine Härte, die ihr erlaubt weiter zu machen, wenn alle anderen aufgeben.

- Ich gab ihr Gefühlstiefe, mit der sie ihre Kinder immer und unter allen Umständen liebt.

- Ich gab ihr Kraft, ihrem Mann treu zu sein, und machte sie aus seiner Rippe, damit sie sein Herz beschützt.

- Zum Schluß gab ich ihr eine Träne zum Vergießen. Die ist ausschließlich für sie, damit sie davon Gebrauch macht, wann immer es nötig ist.

 

 

 

 

  

Hier leuchtet das Geheimnis auf, dass da, wo Menschen Lasten tragen, die 

  • ØUmgebung aufatmen, die Welt heller werden kann. Denn wer Lasten zu tragen wagt, von solchen Menschen geht Entlastung aus. Denn sie geben Halt und werden zur tragenden Mitte. Ihnen vertraut man, bei ihnen ist man gut aufgehoben.

 

Lichtgelb und schattenblau ist unsere Welt.

 

Aber das Licht umkreist alles und Schatten weichen.

 

Erlaubnis Frau Bredow